- Kind.
- Kind.Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Kind entweder, im engeren Sinn, den Nachkommen einer Person oder aber, im weiteren Sinn, den Menschen bis zum Eintritt ins Jugendalter. Der dabei durchlaufene Zeitraum, die Kindheit, wird zwar in den meisten Kulturkreisen vom Erwachsenenalter abgegrenzt, die Vorstellung von der Natur und der Dauer des Kindesalters unterliegt jedoch beträchtlichen historischen Veränderungen.Die Entwicklungspsychologie unterscheidet nach dem Stand der biologischen, kognitiven (geistigen) und seelischen Reifung eines Kindes folgende Entwicklungsabschnitte: Neugeborenes (1. Lebensmonat), Säugling (1. Lebensjahr), Kleinkind (2. und 3. Lebensjahr), Kindergartenkind beziehungsweise Vorschulkind (4. bis 6. Lebensjahr) und Schulkind (7. bis 14. Lebensjahr).Entgegen früheren Auffassungen hat sich heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Kind im Mutterleib nicht in einer stillen, absolut dunklen Umwelt heranwächst, sondern in einer relativ lauten, sich verändernden Umwelt, mit Ereignissen, die beim Ungeborenen schon angenehme und schmerzhafte Empfindungen auslösen können. Schon im ersten Monat nach der Befruchtung beginnt beim Embryo die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems; der Embryo zeigt mit etwa 16 Wochen im Stadium des Fetus bereits eine fertige Körperform. Nach etwa drei Monaten sind Nervensystem und sensorischer Apparat so weit entwickelt, dass der Fetus u. a. erste Greifbewegungen auszuführen vermag. Sein Sehvermögen ist so gut, dass sich sein Pulsschlag erhöht, wenn helles Licht auf den Bauch der Mutter scheint. Das Hörvermögen ist noch besser, selbst vorgeburtliche Lern- und Erinnerungsfähigkeit sind nicht auszuschließen. Schon bei der Geburt ist die Psyche in Grundzügen strukturiert. Auch die Intelligenz ist als Anlage vorhanden. Ob es später Erinnerungen an diese Zeit, die Geburt und die ersten Lebenswochen/-monate gibt, ist heute heftig umstritten.Zu den fundamentalen Bedürfnissen des Neugeborenen gehört neben Nahrungsaufnahme, Schlaf, Darm- und Blasenentleerung z. B. auch der Hautkontakt zu seinen Bezugspersonen. Etwa bis zum 7. Lebensmonat unterhält der Säugling zu seiner Hauptbezugsperson (in der Regel die Mutter) eine sehr enge (»symbiotische«) Beziehung, von der er sich nur langsam löst (Eltern-Kind-Beziehung). Die wichtigsten Wahrnehmungen sind Schmecken, Tasten, Hören und Sehen; das Kind entdeckt die Umwelt dabei auch durch »Begreifen« mit Fingern und Lippen. In der Zeit bis zum 12. Monat beginnt das Kind zwischen sich und der Welt zu unterscheiden. Es reagiert auf Fremde vorsichtiger und mitunter misstrauisch (Fremdeln, Achtmonatsangst). In dieser Phase entdeckt es sich auch allmählich selbst als ein von der Mutter losgelöstes Individuum.Das Kleinkind zeigt zunächst starken Bewegungsdrang. Es übt laufen, klettern, knüpft Beziehungen zu den Objekten und Personen seiner Umgebung an und befolgt einfache Gebote. Gleichzeitig lernt es, seine Ausscheidungsorgane zu beherrschen (Reinlichkeitserziehung). Die Fantasie- und Willensentwicklung schreitet zwischen dem 2. und 3. Jahr schnell voran, häufig widersetzt sich das Kind bei erwachendem Ichbewusstsein bestimmten Wünschen oder Forderungen der Erwachsenen (Trotzalter). Erheblich sind auch die kognitiven Fortschritte. Das Vorschulkind erweitert seine Vorstellung von Zeit um Vergangenheit und Zukunft, wobei sich sein Denken eher am Anschaulich-Symbolischen als am Logischen orientiert. Der Wunsch nach größerer Selbstständigkeit, gesteigerte Freude an gezielter Bewegung und das Bedürfnis, sich Gleichaltrigen anzuschließen, treten im Kindergartenalter stärker hervor. Mit vier Jahren ist der Spracherwerb im Wesentlichen abgeschlossen, und das Kind bekundet deutlich sein Interesse an Geschehniszusammenhängen (Fragealter).Der Beginn des Schulkindalters bringt eine Labilitätsperiode, wohl durch die körperlichen Veränderungen (erster Gestaltwandel) bedingt: Das Kind ermüdet leicht, zeigt wenig Ausdauer und ist (zum Teil starken) Stimmungsschwankungen unterworfen. Andererseits werden erhebliche soziale und intellektuelle Fortschritte deutlich. Das Kind interessiert sich für Gemeinschaftsspiele in größeren Gruppen, deren Regeln genau beachtet werden, und ist aufgeschlossener für die nun sachlich beobachtete Umwelt. Mit etwa zehn Jahren erreicht die kindliche Entwicklung einen Höhepunkt; u. a. sind in diesem Alter Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit am geringsten. Das 10- bis 14-jährige Kind verbessert zunehmend Abstraktionsvermögen und schlussfolgerndes Denken, experimentiert und bastelt verwendbare Dinge und interessiert sich für die Bereiche der Natur und Technik; darüber hinaus löst es sich immer mehr aus der unmittelbaren elterlichen Pflege, gewinnt Einsicht in soziale Aufgaben und vermag seine Fähigkeiten planmäßig einzusetzen.Im Sinne des bürgerlichen Rechts sind Kinder die Abkömmlinge einer Person in absteigender Linie, zunächst also ihre natürlichen Söhne und Töchter und deren Nachkommen, und zwar unabhängig davon, ob sie aus verschiedenen oder geschiedenen Ehen stammen, ehelich oder unehelich sind; ferner die als ehelich geltenden Kinder eines Mannes, der ihre Ehelichkeit nicht wirksam angefochten hat, sowie die Adoptivkinder.Siehe auch: körperliche Entwicklung, Pubertät.
Universal-Lexikon. 2012.